Ein positiver Befund bei der Vorsorgeuntersuchung ist immer mit einer Reihe von negativen Emotionen verbunden. Möglicherweise haben Sie bereits befürchtet oder gewusst, dass es bösartige Veränderungen in Ihrer Brust gibt, vielleicht trifft Sie die Information aber auch wie aus heiterem Himmel.
So unterschiedlich wir Menschen sind, so unterschiedlich kann auch Ihre erste Reaktion auf das Befundergebnis ausfallen.
Mit welchen Emotionen muss ich rechnen?
Grundsätzlich gilt in den ersten Stunden und Tagen: ALLES IST ERLAUBT !
Das bedeutet, dass es keine richtige oder falsche Reaktion gibt. Manche Frauen fallen erstmal in eine Phase des "Nicht Wahrhaben Wollens", die mehrere Tage, aber auch Wochen dauern kann. Andere Frauen sind bereits bei der Befundbesprechung mit starken negativen Emotionen - wie Angst, Traurigkeit oder Hilflosigkeit - konfrontiert.
Oft kommt es in den ersten Tagen nach Bekanntwerden der Tumorerkrankung zu starken Stimmungsschwankungen, es herrscht ein Wechsel zwischen Pessimismus ("Jetzt ist alles vorbei") und Optimismus ("Ich schaffe das schon"); wieder andere hadern stark mit der Diagnose, fühlen sich bestraft, sind wütend und enttäuscht.
Alle diese Gefühle sind normal und völlig adäquat in Anbetracht der Ausnahmesituation, in der Sie sich befinden.
Wann sollte ich mir psychologische Unterstützung suchen?
In erster Linie sollten Sie freiwillig an den Gesprächen mit der Psychologin oder dem Psychologen teilnehmen, jeglicher Druck von außen - durch Behandler oder Angehörige - ist nicht hilfreich, auch wenn das Angebot "gut gemeint ist". Denn nicht jeder Mensch möchte, und auch nicht jede Betroffene braucht eine psychologische Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung.
Auf der anderen Seite gibt es oft Hemmungen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, selbst wenn sie notwendig wäre. Deshalb ist wichtig zu verstehen, dass der "Gang zum Psychologen" keineswegs bedeutet, verrückt oder psychisch krank zu sein. Während kritischer Lebensereignisse, zu denen auch der Umgang mit einer schweren Erkrankung gehört, kann das Gespräch mit einer unabhängigen und psychologisch ausgebildeten Person gut tun und hilfreich sein.
Sinnvoll ist die Unterstützung dann, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre psychische Belastung durch die Erkrankung ein "angemessenes Ausmaß" überschreitet.
Wann überschreitet die psychische Belastung das angemessene Ausmaß?
Wenn die psychische Belastung über mehrere Wochen bestehen bleibt, und sich dabei nicht in ihrer Intensität verändert, wäre eine psychologische Beratung/ Behandlung empfehlenswert. Sollten Sie beispielsweise an Schlafstörungen leiden, kann es hilfreich sein, gemeinsam mit der Psychologin Möglichkeiten zu erarbeiten, wie sie abends wieder besser zur Ruhe kommen und eine mögliche Grübelneigung unterbrechen können. Ebenfalls kann eine Psychologin Sie professionell dabei beraten, wie wieder Sie Kraft tanken und neue Zukunftsperspektiven entwickeln können.
Spätestens bei der Entwicklung einer psychischen Störung (z.B. Depression, Angststörung, Anpassungsstörung) als Folge der Tumorerkrankung wird eine professionelle Unterstützung durch die Fachbereiche Psychologie und/oder Psychiatrie angeraten.